German FAQ
Vielen Dank an Nicola Timm, Annette Fischer, und Thorsten Becker für ihre Hilfe bei der Übersetzung.
Teil 1. Ritueller Missbrauch
WAS IST EIN RITUAL?
Ein Ritual ist eine Handlung mit symbolischer Bedeutung. Es kann privater Natur sein, wie das Mitnehmen eines Glücksbringers zu einer Prüfung, oder öffentlich (gesellschaftlich geteilt), wie das Salutieren (des Militärs) vor einer Flagge.
Rituale können entweder für einige seltene Anlässe wie Geburten, Hochzeiten, Todesfälle, Änderung des gesellschaftlichen Status' reserviert sein, oder alltäglich durchgeführt werden. Beispiele dafür sind jemandem (beim Niesen) "Gesundheit" zu wünschen oder einem Kind einen Gutenachtkuss zu geben.
WAS IST RITUELLER MISSBRAUCH? (ERWEITERTE DEFINITION)
Ritueller Missbrauch ist der Missbrauch / die Misshandlung eines Kindes, eines schwächeren Erwachsenen oder eines Tieres in einer rituellen Umgebung oder auf rituelle Art und Weise.
Im weitesten Sinne können viele öffentlich oder nicht-öffentlich von der Gesellschaft sanktionierte Handlungen als Ritueller Missbrauch gesehen werden; so zum Beispiel eine militärische Grundausbildung, Erniedrigung, Rassismus, Misshandlung und Schlagen von Kindern oder Lebensgefährten.
Mancher Missbrauch findet im privaten Bereich statt, mancher öffentlich.
WAS IST RITUELLER MISSBRAUCH? (ENGERE DEFINITION)
Der Begriff „Ritueller Missbrauch" wird generell verwendet, um wiederholte, extreme und sadistische Misshandlungen, insbesondere von Kindern, in Gruppenzusammenhängen zu beschreiben. Die Ideologie der Gruppierung dient zur Rechtfertigung der Misshandlung, und die Misshandlung wird benutzt, um die Ideologie der Gruppe zu vermitteln. Die Handlungen erfolgen größtenteils im Geheimen, da sie gegen die Normen und Gesetze der Gesellschaft verstoßen.
WELCHES IDEOLOGIEN WERDEN BENUTZT, UM RITUELLEN MISSBRAUCH ZU RECHTFERTIGEN?
Jede Ideologie kann verdreht oder an missbräuchliche Ziele angepasst werden. In den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa haben Menschen berichtet, im Namen von u.a. Satanismus, Christentum, verschiedenen heidnischen und pantheistischen Glaubenssystemen, Bewegungen, deren Ideologie auf der vermeintlichen Überlegenheit weißer Menschen basiert („Herrenrasse“), Nationalsozialismus, Santerismus (spiritistischer Ableger der kubanischen Religion Santería in den USA; A. d. Ü.) oder Voodoo rituell missbraucht worden zu sein.
Derzeit scheint Satanismus diejenige Ideologie zu sein, bei der am häufigsten Ritueller Missbrauch ausgeübt wird - zumindest richtet sich die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf diesen Bereich.
WER SIND DIE TÄTER?
Ritueller Missbrauch wird von Männern und Frauen aller sozialen Schichten und geografischen Regionen begangen, sowohl in der Stadt als auf dem Land. Wie hoch der Prozentsatz sowohl der TäterInnen als auch der Opfer an der Gesamtbevölkerung ist, ist unbekannt.
TäterInnen werden üblicherweise unterteilt in:
Familiär oder generationsübergreifend: Erwachsene, die als Kinder selbst misshandelt wurden, misshandeln und indoktrinieren wiederum ihre eigenen Kinder. Diese „Tradition“ kann über mehrere Generationen zurückreichen.
Außerfamiliär: Erwachsene misshandeln Kinder, zu denen sie keine verwandtschaftlichen Beziehungen haben. Zugriff auf Kinder bekommen sie in der Tagesbetreuung, in Schulen, der Kirche oder durch gesellschaftliche Gruppen.
Spontane Gruppierungen: Erwachsene, die möglicherweise in ihrer Kindheit misshandelt wurden, schließen sich zu einer neuen Gruppierung mit eigener Ideologie und eigenen Ritualen zusammen. Es wird angenommen, dass auch Jugendliche zu derartigen Ad-hoc-Gruppierungen gehören.
WELCHE ARTEN DES MISSBRAUCHS / DER MISSHANDLUNG FINDEN STATT?
Es können physischer, emotionaler, sexueller und spiritueller Missbrauch vorkommen. Physische Misshandlung kann in Form von Schlägen, Elektroschocks, Folter, Einsperren und erzwungener Einnahme von Drogen, Blut und Fäkalien vorkommen. Emotionaler Missbrauch beinhaltet Betrug, Täuschung und (falsche) Beschuldigung des Opfers. Sadistischer Sex mit Kindern und mit Erwachsenen gegen deren Willen sowie erzwungene Teilnahme an sexuellem Missbrauch anderer sind Formen, die sexueller Missbrauch annehmen kann. Spiritueller Missbrauch zeigt sich in der Umkehrung von Gut und Böse, einer auf Destruktivität basierenden Moral und der Verweigerung der Gedankenfreiheit.
WELCHES SIND DIE WICHTIGSTEN FEIERTAGE, AN DENEN RITUELLER MISSBRAUCH STATTFINDET?
Bitte denken Sie daran, dass misshandelnde und missbrauchende Gruppierungen die Feiertage anerkannter Religionen übernehmen, um sie zu verdrehen und zu verspotten. Dies bedeutet nicht, dass all diejenigen, die diese Festtage benutzen, misshandelnde Gruppen sind. Heiden unterliegen im Besonderen diesem Vorurteil, und es ist wichtig zu wissen, dass die überwiegende Mehrheit im modernen Heidentum friedliebend und nicht misshandelnd ist. Es ist nicht ihre Schuld, dass misshandelnde Gruppierungen ihre heiligen Tage entweihen.
In christlichen Kulturen pervertieren misshandelnde Gruppierungen die wichtigen christlichen Feiertage: Weihnachten, Pfingsten, Ostern usw.. Auch jüdische Feiertage können auf missbräuchliche Weise begangen werden, insbesondere von neo-nationalsozialistischen Gruppierungen.
In gleicher Weise werden die vorchristlichen heidnischen Feiertage benutzt und pervertiert. Misshandelnde Gruppierungen, die aus dem nördlichen und westlichen Europa stammen, begehen die (heidnischen Jahreskreisfeste der) Winter- und Sommersonnenwende (21.12. und 21.06.) sowie die Frühjahrs- und Herbst-Tagundnachtgleiche (21.03. und 21.09.). Zwischen den Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen (Äquinoktien; A. d. Ü.) liegen weitere vier Feiertage:
Imbolg bzw. Lichtmess (01./02.02.),
Beltane bzw. Walpurgisnacht/Maifeiertag (30.04./01.05.),
Lammas (01.08.) und
Samhain bzw. Halloween (31.10./01.11.).
Sonnenwende und Frühjahrs- und Herbst-Tagundnachtgleiche fallen nicht immer auf den 21. des jeweiligen Monats. Einige Feiertage, insbesondere Beltane und Samhain, werden häufig über mehrere Tage begangen. (Je nach kulturellem und/oder geografischem Ursprung der jeweiligen Gruppen-Ideologie werden diese Daten ggf. unter weiteren Namen begangen; A. d. Ü.).
Viele Gruppierungen mischen verschiedene Traditionen. Satanismus bedient sich häufig einer Mischung von heidnischen und christlichen Traditionen. (Neo-)Nazi-Kulte mischen nationalsozialistisches Gedankengut mit Satanismus. Gruppierungen mit derartigen gemischten Traditionen feiern häufig eine Kombination der jeweils ursprünglichen Feiertage.
Darüber hinaus werden oft weltliche Feiertage wie die Geburtstage der Gruppenangehörigen, Muttertag, Vatertag, Erntedankfest, Valentinstag, und (in den Vereinigten Staaten) der Unabhängigkeitstag begangen.
Einige Gruppierungen nutzen Tage, die eine symbolische Bedeutung für diese bestimmte Gruppierung haben, wie zum Beispiel den Geburtstag ihres Anführers, Tage, die an besondere Ereignisse erinnern oder Tage, die eine numerische Bedeutung für die jeweilige Gruppierung haben. Es gibt diesbezüglich erhebliche Unterschiede zwischen sonst ähnlichen Gruppierungen.
WARUM GLAUBEN NUR SO WENIGE MENSCHEN DEN ÜBERLEBENDEN RITUELLEN MISSBRAUCHS?
Erstens haben missbrauchende/misshandelnde Gruppierungen ein hohes Interesse daran, unerkannt zu bleiben und hüten daher ihre Geheimnisse gut. Zweitens terrorisieren missbrauchende/misshandelnde Gruppierungen ihre Opfer mit dem Ziel, dass sie Stillschweigen bewahren („Schweigegebot“ / „Arkandisziplin“; A. d. Ü.). Und drittens will die Gesellschaft als Ganzes nicht wahr haben, dass ihre Normen und Gesetze so eklatant und extrem verletzt werden; so entsteht die gesellschaftliche Verleugnung des Problems.
GIBT ES GESETZE GEGEN RITUELLEN MISSBRAUCH?
In allen US-Bundesstaaten und den Provinzen Kanadas (sowie den deutschsprachigen Ländern Europas; A. d. Ü.) gibt es Gesetze gegen bestimmte Taten, die während Rituellen Missbrauchs begangen werden. Diese beinhalten Mord, Vergewaltigung, sexuellen Kontakt mit Kindern, Entführung, tätliche Übergriffe, Körperverletzung, Tierquälerei, Vandalismus und Leichenschändung.
Andere Länder haben Gesetze gegen die meisten - wenn nicht alle - der genannten Taten. In einigen US-Bundesstaaten können zusätzliche Strafen verhängt werden, wenn bewiesen werden kann, dass die kriminelle Handlung auf dem Hass auf eine bestimmte Minorität basiert („hate crime“).
Ritueller Missbrauch kann auch zu begleitenden Straftaten führen, beispielsweise Einkommensteuerhinterziehung, Übertreten von Staatsgrenzen, Benutzen der Post, um Verbrechen zu begehen, Geldwäsche, Prostitution, Kuppelei und Zuhälterei, Herstellung, Vertrieb und Besitz von Kinderpornografie, Handel und Besitz von illegalen Drogen und Verschwörung zum Begehen von Straftaten.
Das Problem besteht nicht im Fehlen von Gesetzen, es ist ein Problem der Glaubwürdigkeit. Polizei und Strafverfolgungsbehörden glauben häufig, dass derartige Fälle nicht erfolgreich zum Abschluss gebracht werden können, da die Gerichte die Beweisaufnahme ablehnen werden, sobald Zeugenaussagen über Religion, Ideologie oder Verschwörung in das Verfahren eingebracht werden. Tatsächlich ist es so, dass Angeklagte vor Gericht „nicht schuldig“ gesprochen worden sind, weil Zeugen für nicht glaubhaft befunden wurden.
Viele Leute glauben, dass es keine Verurteilungen wegen Missbrauch/Misshandlungen gab, bei denen Rituale vorgekommen sind. Dem ist nicht so: Es hat Verurteilungen in vielen US-Bundesstaaten (Oregon, North Carolina, Texas, Nevada, Florida, Iowa, New Jersey) und anderen Ländern gegeben. Behauptungen, dass es keine Verurteilungen gegeben hätte, oder dass diese Verurteilungen auf Hysterie und einer „Hexenjagd-Mentalität“ basieren, sind Methoden der Desinformation.
WAS SIND ANZEICHEN FÜR RITUELLEN MISSBRAUCH BEI KINDERN UND ERWACHSENEN?
Viele Anzeichen sind nicht spezifisch für Rituellen Missbrauch. Trauma ist Trauma, und physische Misshandlung und sexueller Missbrauch sind physische Misshandlung und sexueller Missbrauch. Da der Missbrauch so schwerwiegend ist, können die Symptome besonders schwerwiegend und langanhaltend sein.
Anzeichen, die auf Rituellem Missbrauch deuten, sind entweder eine Faszination für oder eine phobische Angst vor Gegenständen, Ereignissen oder Symbolen, die eine besondere Bedeutung bei Rituellem Missbrauch haben und in der Regel nicht bei anderen Arten der physischen Misshandlung und des sexuellen Missbrauchs vorkommen. Beispiele solcher Symbole sind Kreuze, Kruzifixe, Pentagramme (Fünfsterne), Augen, „magische“ und „okkulte“ Symbole, bestimmte Zahlen oder bestimmte Farben. Objekte, die Faszination oder phobische Angst erzeugen, können beispielsweise Blut, Messer, Elektrizität, Särge, Puppen, Babys und bestimmte Tiere sein.
Ereignisse, die der Missbrauchssituation ähneln, können ebenso extreme Reaktionen hervorrufen. Diese beinhalten die vom Kult zelebrierten Feiertage, medizinische und zahnärztliche Behandlungen, die Geburt eines Kindes oder Abtreibungen.
KANNST DU ETWAS SAGEN ÜBER DIE GENESUNG VOM RITUELLEM MISSBRAUCH?
Ich (nur für mich gesprochen) verwende die Worte Genesung und Heilung nicht in diesem Kontext. Sie beinhalten für mich, dass Dinge behoben werden können, und spielen so die Erfahrung von Rituellem Missbrauch herunter. Wenn ich geheilt werden kann, wird es alles gar nicht so schlimm gewesen sein.
Stattdessen denke ich lieber darüber nach, wie ich auf eine andere Weise mit meiner Vergangenheit leben kann. Ich bevorzuge es, meine Beziehung zu dem extrem Bösen, den Konzepten von freiem Willen und Zwang, der Struktur des Geistes/Verstandes (im englischen Original mind; A. d. Ü.) und der Natur der Verbundenheit zum Leben und zu anderen Menschen zu untersuchen. Meine Ziele sind eine bessere Kenntnis meiner Vergangenheit und meiner inneren Struktur, eine größere Flexibilität meines Denkens, und eine bessere Kontrolle über mein eigenes Verhalten.
Viele Überlebende Rituellen Missbrauchs erklären leidenschaftlich, sie hätten ihren eigenen, individuellen Weg zu gehen. Andere sind in der Lage, die Hilfe von Religionen, 12-Schritte-Bewegungen (eine bestimmte Form von Selbsthilfegruppen wie beispielsweise die Anonymen Alkoholiker; A. d. Ü.) oder Therapie in Anspruch zu nehmen und diese Konzepte für sich zu übernehmen. Der Weg jeder Person ist einzigartig, ebenso wie jede Person einzigartig ist.
Generell, denke ich, gibt es mehrere Faktoren, die im Umgang mit der Realität einer solchen extremen Gewalterfahrung hilfreich sind: Erstens der Wille, bewusst oder unbewusst, mit den Zwängen zu brechen, die uns an die Gewalt fesseln. Zweitens die Kraft und das Glück (physisch) zu entkommen. Und dann gibt es noch diese schwammigen Ausdrücke wie Seele, oder Liebe, oder führender Geist (im englischen Original guiding spirit; A. d. Ü.), die nicht erklärt werden können, aber unsere Haltung uns selbst und der Welt gegenüber prägen.
HAST DU EIN PAAR RATSCHLÄGE FÜR ANDERE ÜBERLEBENDE?
Vertraue Dir selbst, egal ob Du denkst, dass von Bedeutung bist, oder nicht. Lerne alles, was Du kannst, in Deiner eigenen Geschwindigkeit. Trenne Dich von Ideen und Menschen, die Du als erniedrigend und gewalttätig empfindest. Versuche Dich immer daran zu erinnern, dass vor dem Hintergrund Deiner früheren Erfahrungen jeder Tag, an dem Du nicht eine andere Person (und dazu gehörst Du selbst auch!) oder ein Tier tötest, vergewaltigst oder misshandelst, ein Triumph ist. Und Dein Triumph, mit anderen zusammengezählt, ist die einzige Hoffnung, die wir haben, um dieses Blutbad zu stoppen.
Wenn Du Bestätigung von außen hast, wie Fotos oder das Tagebuch von jemand anderem, oder eine andere Überlebende / ein anderer Überlebender sich unabhängig von Dir an das selbe Ereignis erinnert, kannst Du ziemlich sicher sein, dass diese Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Ohne Beweise von außen ist das schwieriger zu entscheiden.
Was Du erinnerst, ist die größtmögliche Annäherung eines terrorisierten Kindes an das, was zu dieser Zeit vorgefallen ist. Die Genauigkeit Deiner Einschätzung der damaligen Situation hängt davon ab, wie verängstigt Du warst, wie alt Du warst, wie betäubt, wie tief hypnotisiert, wie viel Schlaf Dir entzogen worden war und wie stark Deine Schmerzen waren. Die Genauigkeit hängt auch davon ab, ob die Täter versucht haben, Dich zu täuschen und wie geschickt sie bei der Täuschung waren.
Auch wenn einzelne bestimmte Merkmale einer Erinnerung nicht historisch genau dem Ablauf der damaligen Ereignisse entsprechen, wirst Du keine Erinnerungen an Rituellen Missbrauch haben, wenn Dir nicht tatsächlich etwas passiert ist. Personen ohne Gewalterfahrung haben keine Flashbacks (Wiedererleben früherer Gefühlszustände; A. d. Ü.) oder Erinnerungen an Vorgänge Rituellen Missbrauchs. Sie haben vielleicht einen Alptraum nach einem Horrorfilm - oder ein Bild, das sie gesehen haben oder etwas, worüber sie gelesen haben, kann sie für einige Zeit verfolgen - aber sie leiden nicht unter beständigen Bildern mit Inhalten Rituellen Missbrauchs.
Teil 2. Dissoziation und "Multipel-Sein"
WAS IST DISSOZIATION?
Dissoziation ist die Vereinzelung von Dingen, die normalerweise zusammen („assoziiert“) sind oder waren. Menschen erinnern sich normalerweise an komplette Erlebnisse, inklusive allem, das sie gesehen, gehört, gefühlt haben und dem, was das Erlebnis für sie bedeutet. Bei einer Dissoziation kann das Erlebnis nur in Einzelteilen abgerufen werden. Die Bedeutung des Erlebnisses oder auch die dazugehörigen Gefühle können gänzlich fehlen. Diese sind dann abgetrennt und in einem anderen Teil des Gedächtnisses gespeichert. Mit anderen Worten: Verschiedene Teile des erinnerten Ereignisses sind separat gespeichert, und können auch nur separat abgerufen werden, nicht als übereinstimmendes Ganzes.
Dissoziation ist ein mentaler Prozess, eine Art, Informationen zu erfassen und aufzubewahren. Sie ist eine Art, auf die das Gehirn funktionieren kann. Manche Informationen können dissoziiert sein, andere werden als Ganzes aufbewahrt.
Manchmal hört man "So-und-so hat dissoziiert". Das ist eine Abkürzung um auszudrücken, dass das Gehirn dieser Person dissoziiert hat. Eine Person ist immer ein Ganzes, egal wie ihr Gehirn funktioniert. Niemand bewahrt seine Füße an einem Ort auf, seine Nase an einem anderen und sein Gehirn wieder woanders - auch wenn es sich an manchen Tagen so anfühlen mag.
Dissoziation geschieht, wenn eine Person extremen Stress oder extreme Stimulation erlebt. Unter solchen Bedingungen wird das Leben anders erlebt und die Erinnerung eines Erlebnisses wird anders als sonst im Gehirn festgehalten. Die Forschung hat herausgefunden, dass das Gehirn anders reagiert, wenn es ein stressreiches Erlebnis hat oder sich an ein solches erinnert, als bei nicht-stressreichen Erlebnissen.
Hier ist ein persönliches Beispiel, in dem sich viele Menschen wiederfinden: Ich erinnere mich, wie ich auf einer vereisten Straße mit dem Auto gerutscht bin. Während das Auto rutschte, sah ich die Farben um mich herum plötzlich stärker und die Zeit verging sehr langsam. Ich war in Stille eingehüllt, obwohl das Radio eingeschaltet war, und ich kann mich an keinerlei Gedanken oder Gefühle erinnern. Mir war nur das, was ich gesehen habe, bewusst. Später haben mich dann die Gefühle eingeholt. Ich hatte so starke Angst, dass mein Herz heftig schlug und meine Beine zitterten. Aber ich konnte mich in dem Moment nicht mehr klar an das erinnern, was ich gesehen hatte.
Wenn ein Kind schwer missbraucht wird, entsteht wiederholter extremer Stress. Viele solche Erlebnisse werden unter Schock erlebt, dissoziiert abgespeichert, und können später nur in Fragmenten wieder abgerufen werden.
Wenn ein Kind stark dissoziiert, werden unter Umständen auch weniger stressreiche Erlebnisse mit dissoziiert. Vielleicht ist das Kind immer noch unter Schockeinwirkung, vielleicht ist es sehr empfindlich, was Stress angeht, oder das Gehirn legt alles Material auf diese bestimmte Weise ab.
Es gibt viele angeborene Unterschiede im Naturell von Menschen. Manche Menschen dissoziieren schneller als andere, oder benötigen weniger Stress um in den Dissoziationsmodus zu fallen.
Ein Flashback ist eine dissoziierte Erinnerung, die wieder in's Bewusstsein dringt. Es kann sich dabei um einen Geschmack, ein Geräusch, ein Bild, ein Gefühl oder alle diese Eindrücke zusammen handeln. Ein Flashback kann nur einen kurzen Moment dauern oder mehrere Wochen anhalten.
Menschen berichten, dass sie z.B. Alkohol oder Parfüm riechen, wenn gar keins da ist. Manche hören einen Satz immer wieder in ihrem Kopf oder fühlen ohne ersichtlichen Grund Panik oder Angst. Andere sehen Bilder wie in einer Momentaufnahme oder ganze Filme hinter ihren Augen. Alle diese fragmentierten Erinnerungen dringen zurück in's Bewusstsein. Sie können sehr lebendig sein – so, als würden sie in der Gegenwart geschehen. Je mehr Fragmente auf einmal hochkommen, umso intensiver ist der Flashback.
Flashbacks sind furchteinflößend - besonders, wenn man sie nicht kennt und nicht weiß, dass sie irgendwann wieder vergehen. Wenn du einen Flashback erlebst, bedeutet das nicht, dass du verrückt wirst, sondern dass du an einem Punkt in deinem Leben angekommen bist, an welchem du mit Dingen umgehen kannst, die dich früher überfordert hätten. Flashbacks verlieren ihre Heftigkeit, wenn du die Fragmente zu einer gesamten Erinnerung zusammengesammelt hast. Wenn du über sie gesprochen und sie beweint hast, und die Erinnerung dann als Teil deines Lebens eingeordnet hast.
Bei manchen Kindern sind seelische Fragmente als „Persönlichkeiten“ organisiert oder angeordnet, die eine eigene Geschichte und ein eigenes Leben zu haben scheinen. Oft sind die Persönlichkeiten derart getrennt, dass sie sich der Existenz der anderen Persönlichkeiten nicht bewusst sind. Dieser Umstand wird „Amnestische Barriere“ genannt.
Stellen sie sich ein Kind vor, dessen Mutter in einem Moment liebevoll und im nächsten sadistisch ist – das Kind wird naturgemäß unterschiedlich handeln, in Abhängigkeit von der Stimmung der Mutter. Es wird zudem Wege erlernen, unterschiedlich auf die „gute“ und die „böse“ Mutter zu reagieren. Dies ist ein natürliches Verhaltensmuster von Kindern, da Erwachsene sich niemals zu hundert Prozent konsistent verhalten.
Stellen Sie sich nun weiterhin vor, dass das Kind so unter Stress steht, dass die Interaktionen mit der „bösen“ Mutter dissoziiert werden. Wenn also die „gute“ Mutter zugegen ist, hat das Kind keinerlei Wissen über die Existenz der „bösen“ Mutter – oder über den dissoziierten Anteil, das „böse Kind“ (das gelernt hat, sich auf die „böse“ Mutter einzustellen und sich ihrer Stimmung entsprechend zu verhalten; A. d. Ü.). Sobald nun aber die Mutter in ihrem Verhalten schwankt, also von der „guten“ Mutter urplötzlich zur „bösen“ Mutter wird, wechselt auch das Kind und weiß sofort, wie es sich zu verhalten hat – dies nennt man Multiplizität, oder "Multipel-Sein".
Als „Alter“ bezeichnet man die einzelnen „Fragmente“ einer (multiplen) Persönlichkeit, die jeweils eigenständige Persönlichkeiten sind. Die Persönlichkeit, die den größten Teil „draußen“ oder „aktiv“ ist und somit die meisten Interaktionen mit der Außenwelt übernimmt, wird oft „Host“ (im Deutschen auch „Gastgeber“; A. d. Ü.) genannt, wohingegen die anderen Persönlichkeiten „alternative Persönlichkeiten“ - oder „Alter“ (im Deutschen meist „Innenpersonen“ oder „Innenpersönlichkeiten“, liebevoll abgekürzt: „Innies“; A. d. Ü.) - genannt werden. Die Anzahl an vorhandenen „Alters“ kann dabei von ein oder zwei über mehrere hundert, und in seltenen Fällen sogar bis zu tausenden reichen.
Auch die Wahrnehmung der „Alters“ unterscheidet sich von Person zu Person – für manche handelt es sich um separate (eigenständige) Personen, während es für andere den Anschein hat, als seien die „Alter“ zwar von der eigentlichen Persönlichkeit unterscheidbar, aber eben keine anderen Personen. Das „Multipel-Sein“ unterscheidet sich demnach von Person zu Person und auch die jeweilige innere Wahrnehmung ist dabei von Multipler zu Multipler anders.
Die „Alter“ sind zumeist vollständige, eigenständige Personen mit zu ihnen gehörenden Namen und einem ihnen spezifischen Alter, und zumeist haben sie auch eine ihnen zugeordnete Aufgabe im „System“. Eine Alterpersönlichkeit hat vielleicht die Aufgabe, Wut zu empfinden, während es die Aufgabe einer anderen Innenperson ist, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, und eine dritte Innenperson vielleicht dafür zuständig ist, zu entscheiden, welcher „Alter“ als nächstes die Kontrolle über den Körper übernehmen soll.
Die Innenpersonen sind soweit von einander verschieden, dass sie sich auch in ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung vom „Host“ unterscheiden können. Ihre Natur muss nicht auf das „Menschliche“ beschränkt sein: Es gibt Systeme, die Innenpersonen haben, die Tiere, Objekte oder gar abstrakte Ideen sind oder darstellen, oder die in ihrer Selbstwahrnehmung vielleicht sogar bereits tot - oder unsterblich - sind.
Das Ausbilden dieser Innenpersonen ist, wenn ein Kind extremen Stress- oder Gewaltsituationen ausgeliefert ist, ein natürlicher psychologischer Prozess und erwachsene Menschen, die sich dieses Prozesses bewusst sind, sind durchaus in der Lage, ihn für ihre Zwecke zu manipulieren und auszunutzen.
Einige Systeme, die Überlebende rituellen Missbrauchs sind, verfügen über Innenpersonen, die auf eine bestimme Weise von den Tätern geformt oder trainiert wurden, um Aufgaben in der Außenwelt zu erfüllen oder auf bestimmte Weisen zu reagieren, nämlich genau so, wie die Täter es benötigen. Dies geht soweit, dass ganze Innensysteme auf eine bestimmte, ausgeklügelte Art und Weise von den Tätern angelegt wurden, inklusive Regeln und Gesetzen, wie die Innenpersonen miteinander kommunizieren dürfen – und ob überhaupt.
Wenn zwei oder mehr Innenpersonen von einander wissen, miteinander „in Kontakt“ stehen und sich gegenseitig bewusst wahrnehmen können - auch, was die Handlungen im „Außen“ angeht - spricht man von „Co-Bewusstsein“; wenn diese Alters ebenso die Kontrolle über den Körper übernehmen und dabei kooperieren, spricht man auch von „Co-Aktivität“.
Eine Person kann Alterpersönlichkeiten haben, die sich der jeweils anderen nicht bewusst sind, Alterpersönlichkeiten, die im Zustand des „Co-Bewusstseins“ sind und wieder andere, die zu manchen Zeiten von einander wissen und sich wahrnehmen können, zu anderen Zeiten aber nicht. Innenpersonen, die von der Anwesenheit anderer Innenpersonen wissen, wissen auch, dass sie „multipel“ sind, wohingegen diejenigen, die im Unwissen um die anderen Innenpersonen sind, fest davon überzeugt sind, die „einzige existierende Person im Körper“ zu sein. Es kann dabei sogar vorkommen, das eine Innenperson eines Systems selbst wiederum „multipel“ ist.
Der Begriff „Integration“ wird verwendet, um zwei unterschiedliche Prozesse zu beschreiben. Der eine ist der Prozess, in dem Alterpersönlichkeiten lernen, miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren und ihre Erinnerungen miteinander zu teilen. Die andere Wortbedeutung beschreibt das tatsächliche Verschmelzen (oder die Fusion) von zwei oder mehr Alterpersönlichkeiten, um Eins zu werden. Nichts geht verloren: Alle Erinnerungen, Talente und Persönlichkeitszüge bleiben erhalten, und werden in neuer Form organisiert. Eine Überlebende beschrieb ihre Integration als „sich in sich selbst verlieben“ - und nicht als den Tod eines Teils von ihr, wie sie es zuvor befürchtet hatte.
Manche Menschen fusionieren nicht und empfinden ihr Leben absolut erfüllend, wenn ihre Alterpersönlichkeiten gut kommunizieren. Andere fusionieren teilweise, und verringern dadurch die Anzahl der Alterpersönlichkeiten. Die meisten Menschen mit vielen Alterpersönlichkeiten tun das in Etappen, um dem System Zeit zu geben, sich zu stabilisieren und sich an die neue innere Organisation zu gewöhnen. Manche Leute werden für eine gewisse Zeit „Eins“ und nach einer Weile entstehen entweder neue Alterpersönlichkeiten, um mit neuen Lebensumständen zurechtzukommen, oder frühere Alterpersönlichkeiten spalten sich erneut ab und werden wieder sie selbst.
Mit dem „Multipel-Sein“ zu leben, ist ein immerwährender Prozess, genau wie ein Leben ohne multiple Persönlichkeiten. Entscheidungen müssen getroffen werden, Entscheidungen, die das Leben leichter oder schwerer machen. Es gibt keine Regel dafür, was der „beste“ Weg ist – der Lebensweg jeder einzelnen Person ist einzigartig.
Teil 3. Bewusstseinskontrolle/Gehirnwäsche ("Mind Control")
Bewusstseinskontrolle, die u. a. bei rituellem Missbrauch angewendet wird, kann auf zwei Arten definiert werden: Im Rahmen einer breiten Definition ist jegliche Form von Werbung ein Versuch, das Bewusstsein zu kontrollieren: Menschen sollen dazu gebracht werden, bestimmte Waren oder Gegenstände zu kaufen. Propaganda (z.B.: In meinem Land ist alles richtig und gut und in anderen Ländern ist alles falsch und schlecht.) ist ebenfalls ein Beispiel für den Versuch, dass Bewusstsein zu manipulieren.
Für Überlebende extremer Gewalt ist die Bedeutung jedoch enger definiert und umfasst keine harmlose Manipulation. Hier ist Bewusstseinskontrolle ein schwerer Eingriff in die Persönlichkeit eines Menschen. Bewusstseinskontrolle bedeutet hier, dass ein Teil des Gedächtnisses einer Person programmiert („trainiert“) worden ist, um einer anderen Person bedingungslos zu gehorchen, während andere Bewusstseinsanteile von dieser Situation nichts wissen.
Programmierung bezieht sich zum einen auf den Prozess, einen Teil des Bewusstseins so zu „trainieren“, dass die betroffene Person uneingeschränkt einer anderen Person „gehorcht“, ohne dies bewusst zu bemerken oder in Frage zu stellen. Zum Anderen bezieht sich der Begriff Programmierung auf den Inhalt, also darauf, was „trainiert“ wird. Dadurch kann eine Person z.B. so programmiert werden, dass sie unter bestimmten Umständen Selbstmord begeht. "Auch ist es möglich, ein sog. „Selbstmordprogramm“ durch bestimmte Trigger auszulösen." Dies sind sog. „Codes“ (z.B. bestimmte Wörter oder Zahlen).
Das Wort „Programmierung“ verursacht eine „schwere“, bedrückende Stimmung, weil eine Person so manipuliert wird, dass sie „automatisch“, „wie eine Maschine“ funktioniert und sich nicht gegen die Programmierung wehren kann. Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern, dass eine Programmierung aus einem ganz bestimmten Grund von einem bestimmten Menschen durchgeführt wird. Dabei werden Techniken benutzt, die über einen längeren Zeitraum erprobt wurden, und sie werden immer zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort eingesetzt. Wenn man sich in diesem Sinne klar macht, dass eine Programmierung ein ganz bestimmtes Training ist, das ggf. auch wieder „verlernt“ werden kann, habt sich vielleicht ein Teil der „Bedeutungsschwere“ und der „mystischen Stimmung“ auf.
Eine Person, die programmiert wurde, ohne dies zu bemerken oder zu wissen, kann dazu gebracht werden, bestimmte gefährliche oder illegale Dinge zu tun. Sie kann z.B. gefahrlos als „Spion“ eingesetzt werden, weil sie sich nicht daran erinnern kann, aus welchem Grund und für welchen Auftrag sie eingesetzt worden ist, wenn sie erwischt wird. Sie weiß einfach nicht, was sie getan hat oder tun sollte und kann dadurch keine Information weitergeben. Programmierte Personen werden auch als Drogenboten, Geldwäscher, Prostituierte oder für Pornomaterial eingesetzt, eben für alles, was Geheimhaltung erfordert.
Viele Kulte, die rituellen Missbrauch betreiben, benutzen Bewusstseinskontrolle so, dass die Mitglieder, die als Opfer missbraucht werden, in der meisten Zeit nicht wissen, dass sie an den Tätigkeiten des Kults (z.B. Zeremonien, in denen sie missbraucht werden) teilnehmen. Regierungen haben ebenfalls massiv mit Bewusstseinskontrolltechniken experimentiert, vorwiegend durch Geheimdienste und militärische
Forschungsprojekte. Bewusstseinskontrolle so, dass die Mitglieder, die als Opfer missbraucht werden, in der meisten Zeit nicht wissen, dass sie an den Tätigkeiten des Kults (z.B. Zeremonien, in denen sie missbraucht werden) teilnehmen. Regierungen haben ebenfalls massiv mit Bewusstseinskontrolltechniken experimentiert, vorwiegend durch Geheimdienste und militärische Forschungsprojekte.
Bewusstseinskontrollversuche durch Regierungen wurden in Nazi – Deutschland, Kanada und in den USA schriftlich dokumentiert. Einige US – Dokumente, die geheim gehalten wurden, wurden veröffentlicht. Einige Unterlagen wurden in akademischen Zeitschriften veröffentlicht. Des Weiteren wurden Dokumente veröffentlicht, die aus privaten Quellen stammen. Und natürlich gibt es die Zeugenaussagen von Überlebenden, denen bewusst geworden ist, was mit ihnen gemacht wurde. Weil der Zugang zu diesen Themen durch Verlage, die für die „breite Öffentlichkeit“ publizieren, erschwert ist, sind Bücher, die durch Einzelpersonen veröffentlicht wurden, eine gute Informationsquelle.
Es gibt keine bekannten Dokumentationen für den Gebrauch von Bewusstseinskontrolltechniken in Kulten, zumal Kulte nicht in der Art und Weise Berichte verfassen, wie Regierungen es tun. Falls es schriftliche Dokumentationen durch Kulte gibt, ist dies bisher noch nicht an die Öffentlichkeit gekommen. Aber wir können aufgrund von Berichten und Verhalten von Kultüberlebenden vermuten, dass Bewusstseinskontrolle in missbrauchenden Kulten in einem breiten Umfang praktiziert wird und dass die Kulte und die Netzwerke der Regierungen versuchen, diese Techniken zu perfektionieren.
Dies ist unmöglich einzuschätzen, weil Viele absolut nicht wissen, dass sie programmiert und benutzt worden sind. Es gibt kein „Zentralregister“ von Überlebenden, die programmiert wurden und dies auch erinnern und die Kulte und andere Interessengemeinschaften haben natürlich mehr Interesse daran, das Geschehen zu vertuschen, als daran, gründliche Forschung zu dem Thema zu betreiben. Das „Presidential Advisory Committee on Radiation Experiments“ schätzt die Anzahl der erwachsenen, durch die CIA programmierten Überlebenden auf 52 Personen. Ein Weg, eine Einschätzung zu bekommen, könnte es sein, Therapeuten zu befragen, wie viel Prozent ihrer Klienten über sexuellen Missbrauch und wie viel Prozent von den Missbrauchsüberlebenden von rituellem Missbrauch berichten.
Es gibt auf jedem Kontinent Überlebende, die aussagen, dass sie Opfer von Bewusstseinskontrolltechniken wurden. Momentan kommt eine Mehrzahl der Überlebenden aus folgenden Ländern: USA, Kanada, bestimmte europäische Länder, Australien, Neuseeland und Südafrika. Mit der Zeit bildet sich heraus, dass Überlebende verstärkt in bestimmten Regionen eines Landes zu finden sind und einige Gebiete scheinen Zentren zu sein, in denen Bewusstseinskontrolle angewandt wird, (z.B. in der Nähe von militärischen Stützpunkten und Forschungszentren).
Das Herstellen von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, Dissoziation und Amnesie sind grundlegende Elemente der Bewusstseinskontrolle. Es ist leicht, sich vorzustellen, dass ein Persönlichkeitsanteil darauf programmiert werden kann, eine bestimmte Sache zu tun und dass andere Persönlichkeitsanteile dazu gebracht werden, sich an die Programmierung oder die Existenz von programmierten anderen Persönlichkeitsanteilen, nicht zu erinnern. Verschiedene Persönlichkeitsanteile können auf eine unterschiedliche Art und Weise programmiert werden, bestimmte Aufgaben oder Tätigkeiten durchzuführen. Nicht alle Menschen, die programmiert wurden handeln wie „typische Multiple“. Manche ahnen überhaupt nicht, dass sie andere Persönlichkeitsanteile haben. In der Abwesenheit eines Befehls oder eines Schlüsselreizes durch eine Täterperson können sie möglicherweise ein ganz „normales Leben führen“ oder denken, dass sie es tun.
"Trigger" sind Situationen, Handlungen oder Worte, die eine Erinnerung oder ein Gefühl (wieder) in das Bewusstsein rufen, oder ein Programm aktivieren. Sie sind sozusagen Katalysatoren. Einige der Techniken, die üblicherweise benutzt werden, um Programme zu aktivieren, sind Telefonanrufe, Briefe oder Grußkarten und bedeutsame Objekte, die als "Geschenke" versendet werden.
Der Begriff "Trigger" wird sehr weit gefasst. Alles kann ein Trigger sein, vom Befolgen einer Anweisung nach einer bestimmten Handbewegung über einen "Flashback" beim Zahnarzt bis dass man sich über einen Freund, Mitarbeiter oder Vorgesetzten ärgert, der unhöflich oder grob war. Zur Erläuterung ist es immer eine gute Idee, genau zu bezeichnen, WAS getriggert wurde (ein Programm, eine bestimmte Handlung, ein Gefühl, eine Erinnerung, usw.).
Der Begriff "Cue" wird üblicherweise enger gefasst und bezeichnet ganz spezifisch einen Trigger, der ein Programm aktiviert, obwohl auch dieser Begriff zunehmend weiter gefasst wird. Beide Begriffe, Trigger und Cue, können sowohl als Substantiv als auch als Verb gebraucht werden. (Im Deutschen wird meist generell der Ausdruck „Trigger“ verwendet, um jede Art von Auslösern, Schlüsselreizen oder Stichworten zu bezeichnen; A. d. Ü.)
Viele Jahre lang wurde der Begriff „Deckerinnerung“ als ein sensorisches Erinnerungsstück definiert, das die gesamten Gefühle einer Erinnerung beinhaltet. Schaute ein Kind zum Beispiel gerade nach unten, während es ausgeschimpft wurde, könnte sich möglicherweise später nur an seine Schuhe erinnern, gekoppelt mit einem sehr lebendigen Gefühl von Scham und Ärger. Ein weiteres Beispiel wäre der Geruch von Zimt, der möglicherweise alle Gefühle erweckt, die damit verbunden sein könnten, der Großmutter beim Kochen zuzuschauen. Im Zusammenhang mit Bewusstseinskontrolle ist eine Deckerinnerung eine
Erinnerung, die eine andere überdeckt oder abschirmt. Die Deckerinnerung kann eine echte Begebenheit sein, kann aber auch vom Programmierer durch Hypnose oder eine inszenierte "Wirklichkeit" (samt passender Kostüme, Requisiten, Filme, Zeichentrickfiguren) erschaffen und implantiert werden. Manche Leute glauben, dass Erinnerungen an vergangene Leben, satanisch-rituellen Missbrauch und Entführungen durch Außerirdische Beispiele solcher Deckerinnerungen darstellen. Eine Deckerinnerung wird gezielt erschaffen, um Zweifel zu schüren und damit eine Programmierung oder medizinische oder psychologische Experimente (vor Entdeckung) zu schützen.
Ja. Persönlichkeiten können lernen, sich zu verschiedenen Zeiten nach verschiedenen Mustern zu gruppieren. Diese neuen (Sub-)Systeme können sich wiederum ebenfalls zusammentun. "Backup"-Systeme sind üblich, und viele Sicherungen werden eingebaut. Persönlichkeiten können programmiert werden, sich selbst zu teilen oder neue Persönlichkeiten zu schaffen. Nicht alle Persönlichkeiten haben Namen: Manche werden nummeriert, andere existieren nur als Fragmente. Traditionelle Arbeitsmethoden für die Arbeit mit multiplen Persönlichkeiten sind in der Erkennung von Persönlichkeitssystemen ohne Namen nicht immer erfolgreich.
Manchmal werden viele Persönlichkeiten erschaffen und in ausgeklügelten, hierarchisch aufgebauten Mustern angeordnet. Es gibt Menschen, deren Systeme einem mittelalterlichen feudalen Dorf ähneln, mit Adeligen, Tagelöhnern, Rittern und Schreibern. Andere Muster ähneln eher der Struktur eines Unternehmens mit einem Firmenchef und einer Führungsebene, die die Tätigkeiten der einzelnen Abteilungen lenkt. Manche Muster sind abstrakter und ähneln einem okkulten Symbol, wie z.B. dem Pentagramm oder dem Lebensbaum (kabbalistisches Symbol; auch Baum des Lebens oder Sephiroth-Baum genannt; A. d. Ü.), einer geometrischen Figur, einer mathematische Formel, der DNS-Doppelhelix, einem Schloss, einem Computerprogramm, oder einem ausgeklügelten Videospiel.
Alle Techniken, die einen tiefen Trancezustand hervorrufen, können angewandt werden. In praktischer Hinsicht bedeutet das üblicherweise Folter, extreme Schmerzen, sexuelle Erregung, Drogen und/oder Elektroschocks. Weitere tranceinduzierende Techniken sind Schlaf-, Nahrungs-, und Flüssigkeitsentzug, extreme Temperaturen, laute Geräusche oder (stroboskopartig) blinkende Lichter. Auch Verhörmethoden für Kriegsgefangene werden eingesetzt: Foltertechniken, aber auch psychologische Techniken, z.B. das Induzieren von Hilfslosigkeit und Hoffnungslosigkeit, Lügen und List, plötzlicher Rollentausch (guter Polizist vs. böser Polizist-Technik). Keine dieser Methoden ist human.
Es wurde schon eine Menge regierungsfinanzierte Forschung zur mechanischen Methoden der Gedankenkontrolle dokumentiert. Es wurden Experimente zur Emotions- und Verhaltenskontrolle durchgeführt, indem Elektroden in die Gehirne von Menschen und Tieren implantiert wurden. Implantierbare Mikrochips zur Verfolgung von Haustieren, oder möglicherweise auch Menschen, können käuflich erworben werden. Weitere Experimente, deren Versuchsaufbau beinhaltet, nichtsahnenden Menschen LSD oder andere psychedelische Drogen zu verabreichen, sind durchgeführt worden, und es gibt Veröffentlichungen über den Gebrauch von Mikrowellen für einen Lauschangriff oder das Senden von Nachrichten an Menschen aus der Ferne.
Einem Menschen, der bereits programmiert wurde, einen anderen Glauben aufzuzwingen, ist keineswegs gleichbedeutend mit einer "Deprogrammierung". Es ist nur eine weitere Programmierung. Das echte Löschen eines Programms benötigt Zustimmung, Respekt, Geduld, Kreativität und Einfühlungsvermögen. Unter diesen Rahmenbedingungen gibt es eine rekonstruktive, wiederherstellende und eine technische Herangehensweise. Sie können kombiniert eingesetzt werden, je nachdem, wie sie benötigt werden.
A. Rekonstruktiver Ansatz: Den Persönlichkeiten mehr Wissen vermitteln.
Den Persönlichkeiten mehr Wissen über die Vergangenheit und die reale Welt zu vermitteln, stellt eine humane und effektive Herangehensweise dar. Es ist möglich, indirekt mit versteckten Persönlichkeiten zu reden, indem man sagt: "Die, die gerade innen zuhören, dürfen gerne alles an andere weitergeben, die gerade nicht hier sind. Es werden keine Fragen gestellt, und wenn eine Person gerade nicht zuhören will, dann muss sie auch nicht", und dann in einfachen Begriffen mit einer Beschreibung der Gegenwart fortfährt. "Flashbacks" können beschrieben werden, aber auch Begriffe wie Dissoziation, oder das Essen, das im Kühlschrank steht, tägliche Aktivitäten, was eine Entscheidung ist und wie sie im Alltag getroffen werden kann.
Im Grunde bringst Du den Persönlichkeiten die Regeln einer ihnen bislang unbekannten Welt näher. Nach und nach wird ihr Interesse geweckt werden, und sie können mit der Zeit ihre eigenen Entscheidungen treffen und lernen, so zu agieren, wie sie es wollen. Wichtig ist hierbei, sich nicht in eine Auseinandersetzung verwickeln zu lassen, sondern nur Informationen und andere Optionen anzubieten.
Sich an die Vergangenheit zu erinnern oder diese noch einmal zu durchleben, kann ebenfalls effektiv sein. Wenn alle betroffenen Persönlichkeiten sich erinnern und untereinander austauschen können, wie es war, programmiert zu werden, kann dauerhafte Veränderung vonstatten gehen. Wenn sie sehen, was genau getan wurde, mit welchen Mitteln und von wem, dann wird der Zwang, das Programm zu befolgen, verständlich. "Ah! So haben sie das gemacht!" Das ganze Geheimnis ist verschwunden, was die Macht des Programms schwächt.
Wenn ein Programm (bzw. die Programmierung desselben) erfolgreich erinnert und bearbeitet worden ist, dann können auch mögliche physische Symptome verschwinden, Emotionen werden in geeignetere Bahnen gelenkt, und die Person kann sich bewusst entscheiden, die Instruktionen zu befolgen oder nicht, anstatt sich gezwungen zu fühlen, blind zu gehorchen, ohne zu wissen, warum. Es ist wichtig zu wissen, dass dies ein fortwährender Umlernprozess ist, der immer wieder wiederholt werden muss, sobald ein neues Persönlichkeitssystem genügend Vertrauen gefasst hat, um in den Vordergrund zu treten und seine Erfahrungen preiszugeben.
B. Technischer Ansatz: Programmmodifikation.
Diese Methode belässt die innere Struktur, wie sie ist, und gibt lediglich den Persönlichkeiten eine neue oder leicht veränderte Aufgabe. Ein Beispiel: Eine Persönlichkeit, deren Aufgabe es ist, an's Telefon zu gehen, um neue Instruktionen zu erhalten, kann "umprogrammiert" werden, erst nach dem 50sten Klingeln abzuheben. Nichts wurde wirklich verändert, aber so eine vorläufige Maßnahme kann sehr hilfreich sein.
Wenn Sie in der Computersprache denken, dann kann eine innere "Programmierer"-Persönlichkeit gebeten werden, Programme zu deaktivieren, sie zu deinstallieren, sie zu löschen oder in den „Mülleimer“ zu werfen. Das kann schwierig sein: Manche Programme sind so kreiert, dass sie sich selbst wiederherstellen, wenn sie gelöscht werden, und ein Programm zu löschen, kann unvorhergesehene Folgen nach sich ziehen. Sie würden, beispielsweise, kein Suizidprogramm löschen wollen, wenn das Löschen dieses Programms der Auslöser für ein Totschlagprogramm ist!
Nein. Integration und Deprogrammierung sind zwei verschiedene Prozesse. Integration ist die Verschmelzung von zwei oder mehreren Persönlichkeiten. Deprogrammierung bedeutet einfach, dazu zu lernen: Zu erfahren, dass man programmiert wurde, wie man programmiert wurde, dass nicht alle Menschen auf der Welt programmiert wurden, und dass man das Programm nicht ausführen muss. Es geht darum, das Treffen von Entscheidungen zu erlernen, und was Freiheit bedeutet. Selbstverständlich werden Manche diese Freiheit nutzen, um zu integrieren, wenn sie das wollen, sie werden sie nutzen, um eine andere bislang unerprobte Geschmacksrichtung beim Eisessen zu testen, ein Buch zu schreiben, oder einfach all' die Sachen zu tun, die die anderen Menschen für gegeben halten. (Im Deutschen werden an Stelle des Begriffs „Deprogrammierung“ häufig Ausdrücke mit leicht unterschiedlichen Bedeutungen verwendet, wie „Neutralisierung“, „Entschärfung“ oder „Löschung“ von Programmen; A. d. Ü.)
Naja, programmiert zu werden ist nicht normal. Zu einer Programmierung gehören eine Reihe von bewusst eingesetzten, aufeinanderfolgenden, schmerzhaften Erfahrungen mit verschiedenen Formen von Folter und Nötigung, zu denen Du gezwungen wurdest, ohne Dein Einverständnis oder Wissen darüber. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine individuellen Lebenserfahrungen: Damit kannst Du "normal" Deinem sich entwickelnden Sinn für Heilung und der wiedergewonnenen Kontrolle über Dein eigenes Leben definieren. Es ist durchaus möglich, ein zufriedenstellendes, sogar glückliches Leben zu führen, und mit ganz normalen Lebensumständen und Aktivitäten zufrieden zu sein.
Du kannst leben, ohne Zeit zu verlieren, ohne ein Teil von Dingen zu sein, die Du nicht willst, ohne Jemandes Marionette zu sein. Du kannst Dich dazu entscheiden, ein Aktivist zu werden, oder auf dem Land Schafe zu züchten. Du kannst Stärken und Schwächen haben, zufrieden oder unzufrieden sein, wie Jeder andere. Trotzdem wirst Du immer wissen, dass Deine Vergangenheit etwas umschließt, das, glücklicherweise, nicht Jedem passiert. Du wirst ein/e Überlebende/r bleiben, geheilt und noch heilend, für den Rest Deines Lebens.
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